Unterwegs mit dem Wohnmobil: Regeln und mögliche Bußgelder
Letzte Aktualisierung am: 4. Oktober 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Bußgeldkatalog Wohnmobil: Wie werden Verstöße geahndet?
Tatbestand | Bußgeld | Punkte | Fahrverbot | Lohnt ein Einspruch? |
---|---|---|---|---|
Verstöße beim Parken mit dem Wohnmobil | bis 110 € | ggf. 1 | ||
Anschnallpflicht im Wohnmobil missachtet (gilt auch bei einem Kind) | 30 € | |||
… bei mehreren Kindern | 35 € | |||
Ein Kind ohne Gurt und ohne Kindersitz im Wohnmobil transportiert | 60 € | 1 | ||
… bei mehreren Kindern | 70 € | 1 | ||
Durchfahrtsverbot mit einem Wohnmobil über 3,5 Tonnen missachtet (Zeichen 253) | 100 € | |||
Handy am Steuer im Wohnmobil | 100 € | 1 | Hier prüfen ** | |
… mit Gefährdung | 150 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
… mit Unfallfolge | 200 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
Alkohol am Steuer im Wohnmobil | ||||
… beim ersten Mal | 500 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
… beim zweiten Mal | 1.000 € | 2 | 3 Monate | Hier prüfen ** |
… beim dritten Mal | 1.500 € | 2 | 3 Monate | Hier prüfen ** |
Gefährdung des Straßenverkehrs mit dem Wohnmobil (ab 0,3 Promille) | 3 | - Geld- oder Freiheitsstrafe - Entziehung der Fahrerlaubnis | Hier prüfen ** | |
Alkoholfahrten mit dem Wohnmobil ab 1,1 Promille | 3 | - Geld- oder Freiheitsstrafe - Entziehung der Fahrerlaubnis | Hier prüfen ** | |
Welche Sanktionen laut Bußgeldkatalog drohen, wenn Sie mit dem Camper zu schnell unterwegs waren, können Sie in unserem Ratgeber zur Geschwindigkeitsüberschreitung mit dem Wohnmobil in Erfahrung bringen. |
Welche Vorschriften gelten fürs Wohnmobil?
Jedes Jahr entscheiden sich unzählige Menschen für einen Urlaub mit dem Wohnmobil. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es ist günstiger als im Hotel zu übernachten, man ist flexibel und hat obendrein das gesamte Gepäck immer dabei.
Bevor Sie die Reise antreten, sollten Sie sich jedoch mit den Vorschriften im Straßenverkehr auseinandersetzen, denn für Fahrten mit dem Wohnmobil gelten spezielle Regeln.
Wie diese genau aussehen, welche Rolle das Gewicht des Campers spielt und welche Konsequenzen es haben kann, mit dem Wohnmobil gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen, erklären wir in diesem Ratgeber.
Spezifische Informationen zum Wohnmobil
- Führerschein fürs Wohnmobil
- Gasprüfung beim Wohnmobil
- Höchstgeschwindigkeit beim Wohnmobil
- Wohnmobil parken
- Wohnmobil überladen
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Verkehrsregeln fürs Wohnmobil
Je nachdem, wie schwer der Camper ist, benötigen Sie eine andere Fahrerlaubnis, um damit unterwegs sein zu dürfen. Bringt er maximal 3,5 Tonnen auf die Waage, ist ein regulärer Autoführerschein der Klasse B ausreichend. Bei schwereren Modellen bis 7,5 Tonnen brauchen Sie mindestens eine Fahrerlaubnis der Klasse C1.
Laut § 21a der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) sind Wohnmobile nicht von der Gurtpflicht befreit, weshalb Sie sich auch in einem Camper während der Fahrt anschnallen müssen. Es gibt beim Wohnmobil jedoch besondere Regeln für die Anschnallpflicht im hinteren Teil des Fahrzeugs, die wir Ihnen hier erläutern.
Generell dürfen Sie Ihr Wohnmobil auf der Straße abstellen, wenn es über eine Zulassung verfügt und weniger als 7,5 Tonnen wiegt. Bei Vorhandensein des Zeichens 315 dürfen Sie mit Ihrem Camper sogar auf dem Gehweg parken, sofern dieser höchstens 2,8 Tonnen schwer ist. Bringt Ihr Wohnmobil mehr als 7,5 Tonnen auf die Waage, ist das Parken in Wohngebieten von 22 Uhr bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen nicht gestattet. Auf einem Stellplatz, der allein Pkw vorbehalten ist, dürfen Sie Ihren Camper ebenfalls nicht abstellen.
Was besagt die StVO zum Wohnmobil?
Bei der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) handelt es sich wohl um das bekannteste Regelwerk im deutschen Verkehrsrecht. Darin sind die grundlegenden Vorschriften für die Teilnahme am Straßenverkehr festgehalten. Eine explizite Definition für ein Wohnmobil lässt die StVO jedoch vermissen. Vielmehr verhält es sich so, dass für ein Wohnmobil die Regeln für Pkw oder Lkw Anwendung finden, je nachdem, über welche Art der Zulassung und über welches zulässige Gesamtgewicht es verfügt.
Ein Camper kann demzufolge sowohl als Pkw als auch als Lkw zugelassen sein. Bringt er höchstens 3,5 Tonnen auf die Waage, wird er normalerweise zumindest rechtlich als Auto angesehen; bei einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen wiederum als Lkw.
Welche Fahrerlaubnis benötigen Sie für ein Wohnmobil?
Auch in Bezug auf den notwenigen Führerschein richten sich bei einem Wohnmobil die jeweiligen Regeln dazu nach dem Gewicht:
- Wiegt der Camper maximal 3,5 Tonnen, dürfen Sie diesen mit einer Fahrerlaubnis der Klasse B auf öffentlichen Straßen führen.
- Ist das Wohnmobil schwerer als 3,5 Tonnen, aber maximal 7,5 Tonnen schwer, brauchen Sie einen Führerschein der Klasse C1, um damit unterwegs sein zu dürfen.
Interessant: Dies gilt für Kraftfahrer, deren EU-Führerschein nach 1999 ausgestellt wurde. Haben Sie Ihre Fahrerlaubnis vor diesem Jahr erworben und sind im Besitz der alten Klasse 3, berechtigt Sie diese, Kfz mit einem Gewicht von bis zu 7,5 Tonnen im Straßenverkehr zu steuern. Missachten Sie als Fahrer von einem Wohnmobil diese Regeln, indem Sie ohne Fahrerlaubnis unterwegs sind, kann gemäß § 21 des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr auf Sie zukommen.
Wohnmobil: Allgemeine Vorschriften in Deutschland
Im Folgenden haben wir Ihnen eine Übersicht der gängigsten Verkehrsregeln für Wohnmobile zusammengestellt:
- Nicht nur bei Fahrten mit einem Auto, sondern auch mit einem Wohnmobil gelten die Regeln zur Promillegrenze. Diese liegt in Deutschland bei 0,5.
- Es ist verboten, das Handy während der Fahrt mit einem Camper zu nutzen, es sei denn, Sie verwenden dafür eine Freisprechanlage.
- Ein Feuerlöscher im Wohnmobil ist keine Pflicht.
- Zum Parken mit einem Wohnmobil besagen die Regeln, dass dies auf der Straße gestattet ist, sofern der Camper zugelassen ist und weniger als 7,5 Tonnen wiegt.
- Sie dürfen bei dem Verkehrszeichen 315 das Wohnmobil sogar auf dem Gehweg parken, sofern es höchstens 2,8 Tonnen auf die Waage bringt.
- Bei einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen ist das Parken in Wohngebieten von 22 Uhr bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen mit einem Wohnmobil nicht zulässig.
- Richtet sich ein Parkplatz speziell an Autos, dürfen Sie Ihren Wohnwagen den Regeln zufolge dort logischerweise nicht parken.
Generell können Sie sich merken, dass Sie Ihren Camper immer dann an bestimmten Orten abstellen dürfen, wo dies allgemein bzw. durch entsprechende Verkehrsschilder erlaubt oder zumindest nicht verboten ist. Am ehesten empfehlen sich Stellflächen, die speziell für Wohnmobile gedacht sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich auf einem Parkplatz (Zeichen 314) das Zusatzzeichen 1010-67 befindet. Auf Ihrem eigenen Grundstück kann Ihnen im Übrigen niemand verbieten, den Camper abzustellen.
Fahrten mit dem Wohnmobil: Regeln zur Höchstgeschwindigkeit
Dieser Tabelle können Sie entnehmen, welche Geschwindigkeit mit dem Wohnmobil in Deutschland auf welcher Art von Straße maßgeblich ist. Erneut spielt dabei das Gewicht des Campers eine Rolle:
Wohnmobil bis 3,5 Tonnen | Wohnmobil über 3,5 Tonnen | Wohnmobil über 7,5 Tonnen | |
---|---|---|---|
innerorts | 50 km/h | 50 km/h | 50 km/h |
außerorts | 100 km/h bzw. 80 km/h* | 80 km/h bzw. 60 km/h* | 60 km/h |
Autobahn | Richtgeschwindigkeit von 130 km/h bzw. 80 km/h* | 100 km/h** bzw. 80 km/h* | 80 km/h |
* bei angekoppeltem Anhänger ** nur bei Zulassung als Wohnmobil; sonst 80 km/h |
Wie gestalten sich bei einem Wohnmobil die Regeln zur Gurtpflicht?
Mit Ausnahme von gewissen Situationen schreibt § 21a StVO eine Anschnallpflicht für alle Fahrzeuge vor. Diese müssen außerdem in der Regel mit einem Dreipunktgurt ausgestattet sein. Daher müssen Sie sich auch in einem Camper anschnallen. Diese Regeln lassen sich zumindest auf den vorderen Teil eines Wohnmobils anwenden.
In Bezug auf den hinteren Bereich befinden sich die jeweiligen Vorschriften in § 35a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Wann das Wohnmobil zugelassen und wann es gebaut wurde, spielt demzufolge eine Rolle für die Gurtpflicht sowie die Anforderungen an die Sicherheitsgurte:
- Bei einem ab Oktober 1999 zugelassenen Wohnmobil besagen die Regeln, dass auch die hinteren äußeren Sitze einen Dreipunktgurt aufweisen müssen, sofern das zulässige Gesamtgewicht bei höchstens 2,5 Tonnen liegt.
- Bringt der Camper mehr als 2,5 Tonnen auf die Waage, sind auf den hinteren Sitzen Beckengurte ausreichend. Diese sind während der Fahrt verpflichtend anzulegen.
- Erhielt das Wohnmobil seine Zulassung vor 1992 und es gibt Sitze ohne Gurt, entfällt die Anschnallpflicht. Eine Pflicht zur Nachrüstung existiert ebenfalls nicht.
Daraus ergibt sich: Achten Sie stets auf das Baujahr sowie das Jahr der Zulassung bei Ihrem Wohnmobil, um diesen Regeln gerecht zu werden. Ansonsten kann es schnell passieren, dass Sie mit Ihrem Wohnmobil in eine Kontrolle geraten und aufgrund von Unwissenheit ein Bußgeld aufgebrummt bekommen. Ein Verstoß gegen die Anschnallpflicht kostet laut Bußgeldkatalog normalerweise 30 Euro; transportieren Sie jedoch mehrere Kinder ohne Gurt und ohne Kindersitz, werden bereits 70 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig.
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