Schuldanerkenntnis – Wie Sie am besten vorgehen
Letzte Aktualisierung am: 9. Juli 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Nach dem Autounfall: Wie die Schuldfrage richtig geklärt werden sollte
Wenn ein Unfall passiert, sitzt der Schock erstmal tief, auch wenn nur ein Sachschaden vorliegt. Dennoch ist es wichtig, genau in dieser Situation ruhig zu bleiben und so rational wie möglich vorzugehen.
Wilde Schuldzuweisungen oder andere Auseinandersetzungen helfen bei derartigen Umständen nicht.
In Bezug auf die Schadensregulierung ist es sinnvoll, bereits in den ersten Minuten nach dem Verkehrsunfall besonnen vorzugehen. Damit gehen Sie Komplikationen, die infolge auftreten könnten, aus dem Weg.
Was Sie in einer solchen Situation bereits am Unfallort beachten sollten und ob Sie direkt nach dem Unfall ein Schuldanerkenntnis abgeben sollen, erfahren Sie im nachstehenden Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Schuldanerkenntnis
Das Schuldanerkenntnis klärt die Schuldfrage. Der Schuldige muss für den verursachten Schaden aufkommen.
Das Schuldeingeständnis wird erst dann bindend, wenn Sie sich konkret zur Haftung äußern oder es verschriftlichen.
Wenn ein Schuldanerkenntnis getätigt wird, bevor ein Unfallbericht erstellt wird, ist es möglich, dass die Versicherung ablehnt, Kosten für den Unfall zu übernehmen.
Was ist ein Schuldanerkenntnis?
Allgemein hat der Begriff „Schuldanerkenntnis“ innerhalb des Rechts mehrere Bedeutungen. Darunter fällt auch die eher umgangssprachliche Verwendung als schriftliches Eingeständnis zum Verschulden eines Autounfalls seitens des Schadensverursachers.
Dabei findet ein Schuldanerkenntnis in der Regel in Schriftform statt. Dabei sind folgende Bedeutungen zu unterscheiden:
- Abstraktes/konstitutives Schuldanerkenntnis
- Kausales/deklaratorisches Schuldanerkenntnis
Verschiedene Formen der Schuldanerkenntnis
Neben den genannten Formen der Anerkenntnis gibt es eine mündliche Erklärung. Dies ist nicht rechtsgeschäftlich und wird auch als Schuldbekenntnis bezeichnet.
Ein Schuldanerkenntnis in anderer Form ist jeweils ein rechtsbindender Vertrag.
Hierbei gilt für die abstrakte Variante der Anerkenntnis, dass die Verbindlichkeit unabhängig der tatsächlichen Umstände des Unfallgeschehens eintritt. Auch die tatsächliche Schuldfrage spielt an dieser Stelle keine Rolle.
Das abstrakte Schuldeingeständnis kann widerrufen werden. Doch es ist zu beachten, dass die Beweispflicht beim Schuldner liegt.
Ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis erfolgt, um bei etwaigen Streitigkeiten oder Ungewissheiten das Schuldverhältnis in voller Gänze oder teilweise festzulegen.
Wichtig! In der Vergangenheit hat die Rechtsprechung gezeigt, dass beide Ausformungen eines Schuldanerkenntnisses bei einem Unfall nicht zum Tragen kommen. Ein Schuldeingeständnis nach einem Autounfall ist demnach in aller Regel nicht bindend.
Die Schuldanerkenntnis nach einem Unfall
Nun stellt sich die Frage, ob Sie bei einem Verkehrsunfall ein Schuldanerkenntnis abgeben oder sogar unterschreiben müssen.
Generell wird von einem Schuldbekenntnis noch am Unfallort abgeraten. Auch wenn Sie der festen Überzeugung sind, die Schuld am Unfall zu tragen, müssen Sie diesbezüglich keine Aussagen machen.
Dabei ist zu beachten, dass der Unfallgegner auf eine derartige Erklärung keinen Anspruch hat.
Vor allem in der sehr stressigen Situation, in der das Adrenalin durch ihren Körper rauscht, ist eine klare und objektive Einschätzung zum Unfallhergang sehr schwierig.
In solchen Fällen kann es ratsam sein, die Polizei im Zuge eines Unfalls zu kontaktieren. Damit können Sie auch Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen, die eskalieren könnten.
Wichtig! Ist die Schuldfrage am Autounfall nicht zu 100 Prozent zu klären, sollten Sie unbedingt von einem Schuldanerkenntnis absehen.
Rechtliche Konsequenzen vom Schuldanerkenntnis
Ein sogenanntes Schuldbekenntnis bei einem Unfall ist nicht bindend und gilt vor Gericht auch nicht als Schuldanerkenntnis.
Dies ist bei Aussagen der Fall wie „Ich bin Schuld.“, „Ich habe nicht richtig aufgepasst.“ oder „Ich habe Sie vollkommen übersehen.“
Derartige mündliche Äußerungen sind einseitig getätigt und deshalb nicht bindend. Das bestätigte auch das OLG Düsseldorf in einem Urteil – Az. I – 1 U 246/07.
Ebenso erklärte der Bundesgerichtshof (BGH), dass solche Bekenntnisse dann nicht bindend sind, wenn diesem keine Diskussionen vorangegangen sind (BGH, Az. IV ZR 222/74).
Dennoch können Sie im Rahmen der Beweiswürdigung eine sogenannte Indizwirkung haben und Aufschluss über eine mögliche Mitverursachung geben.
Wann ist das Schuldanerkenntnis nach einem Verkehrsunfall bindend?
Ein Schuldeingeständnis bei einem Unfall ist dann verbindlich, wenn:
- Sie sich zur Haftung äußern.
- Sie ein schriftliches Eingeständnis abgeben.
- dem eine Diskussion zur Schuldfrage vorausgegangen ist.
- eine längere Zeitspanne zwischen dem Unfall und der Erklärung liegt.
Erst nach dem Unfall die Schuldfrage klären
Bevor die Schuldfrage endgültig geklärt wird, sollten Sie zunächst am Unfallort einen Unfallbericht erstellen. Damit halten Sie die am Kfz verursachten Schäden sowie die Personalien der Beteiligten und möglichen Zeugen fest.
Vor allem die Daten der Versicherung sind dabei wichtig. Zudem sollten Sie so schnell wie möglich den Unfall melden, damit Ihnen im Prozess der Schadensregulierung kein Nachteil entsteht.
Interessant: Viele Versicherungen lehnen eine Übernahme der Kosten ab, wenn Versicherungsnehmer vorab ein Schuldanerkenntnis abgegeben haben.
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