Auffahrunfall: Welches Bußgeld wird fällig?

Von Sascha D.

Letzte Aktualisierung am: 28. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Bußgeldkatalog: Auffahrunfall

Grund für Auf­fahr­un­fallBuß­geld in €Punk­teFahr­ver­bot
Als Vo­raus­fahr­en­der oh­ne Grund brem­sen30
Zu ho­he Ge­schwin­dig­keit35
Min­dest­ab­stand nicht ein­ge­hal­ten35
Beim Wie­der­ein­ord­nen ei­nem an­de­ren Fah­rer auf­ge­fah­ren35
Licht am Au­to aus­ge­schal­tet trotz Dun­kel­heit35
Kei­ne recht­zei­ti­ge Ab­blen­dung, ob­wohl ein Au­to mit ge­ring­em Ab­stand fuhr35
In ei­ner ge­schlos­se­nen Ort­schaft das Fahr­zeug un­be­leuch­tet auf der Stra­ße ab­ge­stellt35
Die Un­fall­stel­le nicht schnell ge­nug ge­räumt, so­dass ein wei­te­rer Un­fall ent­steht35
Bei win­ter­lich­en Ver­hält­nis­sen oh­ne Win­ter­rei­fen ge­fahr­en1201
Wäh­rend der Fahrt am Handy ge­we­sen20021 Monat

Nach dem Auffahrunfall kommt das Bußgeld – Wer zahlt es?

Eine häufige Form des Unfalls ist der Auffahrunfall. Welches Bußgeld wird hier fällig?
Eine häufige Form des Unfalls ist der Auffahrunfall. Welches Bußgeld wird hier fällig?

Verkehrsunfälle sind in Deutschland keine Seltenheit. Eine Art von Unfall, den viele schon einmal erlebt haben, ist der Auffahrunfall. Häufig genügt dafür schon eine kurze Unachtsamkeit des Fahrers. Sie werfen einen Blick aufs Handy und schon ist es passiert: Sie sind Ihrem Vordermann hineingefahren. Oder müssen ruckartig abbremsen, weil Ihr Vordermann seinerseits durch eine Unaufmerksamkeit fast die rote Ampel übersehen hat.

Die Fragen, die dabei häufig aufkommen, sind: Bin ich als Hintermann immer schuld, wenn ich meinem Vordermann hineingefahren bin? Muss ich nach einem Auffahrunfall ein Bußgeld zahlen? Auf wie viel Euro beläuft sich der Bußgeldbescheid?

FAQ: Bußgeld nach einem Auffahrunfall

Wie hoch ist das Bußgeld nach einem Auffahrunfall?

Hier spielt der Verkehrsverstoß eine Rolle, der als Ursache für den Unfall gelten kann (z. B. Abstandsunterschreitung, Geschwindigkeitsüberschreitung, Alkohol am Steuer, Handy am Steuer u. v. m.). Einige Beispiele für mögliche Bußgelder finden Sie in dieser Bußgeldtabelle.

Muss immer derjenige, der aufgefahren ist, das Bußgeld zahlen?

Nein. Zwar lässt der Anscheinsbeweis zunächst den Auffahrenden schuldig erscheinen (mehr zum Anscheinsbeweis lesen Sie hier). Aber durch einen Kfz-Gutachter oder durch Zeugenbefragungen der Polizei kann die Schuldfrage so geklärt werden, dass der tatsächlich Schuldige für das Bußgeld aufkommen muss – und das kann durchaus auch der Vorausfahrende sein.

Wie wird beim Auffahrunfall die Schuldfrage geklärt?

Die Schuldfrage kann bereits durch die Aussagen der Unfallbeteiligten geklärt werden. Ansonsten befragt die Polizei Zeugen oder der Kfz-Gutachter macht sich anhand des entstandenen Schadens und des Unfallhergangs ein Bild, das helfen kann, die Schuldfrage zu klären.

Was passiert, wenn ich einen Auffahrunfall in der Probezeit verursache?

Ausschlaggebend ist dann, ob es sich bei dem Auffahrunfall um einen B- oder A-Verstoß handelt. Das ergibt sich zumeist aus dem zugrunde liegenden Verstoß, der zu dem Unfall führte. Mehr zu den Konsequenzen eines Auffahrunfalls in der Probezeit lesen Sie hier.

Muss ich nach einem Auffahrunfall immer ein Bußgeld bezahlen, wenn ich der Hintermann bin?

Gerade, wenn es um Unfälle geht, ist vieles von der Schuldfrage abhängig. Diese ist gerade bei Auffahrunfällen nicht immer so einfach zu klären, wie vielleicht zunächst gedacht.

Bei einem Auffahrunfall ist fahrlässige Körperverletzung möglich. Bei Bußgeld bleibt es häufig dann nicht.
Fahrlässige Körperverletzung beim Auffahrunfall: Statt Bußgeld werden hier Geld- oder Freiheitsstrafe fällig.

Im Gegensatz zu vielen Unfällen, nach denen die Frage danach, wer den Unfall verursacht hat, häufig schon an der Art des Unfalls erkennbar ist, ist bei einem Auffahrunfall viel möglich. Eventuell ist der unachtsame Hintermann schuldig, aber es ist auch durchaus möglich, dass der Vordermann abgelenkt war und deswegen zu spät und jäh bremste.

Am Auffahren können auch beide schuld sein. Von Fall zu Fall entscheidet sich, wie hoch nach dem Auffahrunfall das Bußgeld ist. Ob der zu geringe Sicherheitsabstand den Unfall verursacht hat oder ob der Vordermann beispielsweise mit seinem Handy beschäftigt war und deshalb zu spät gebremst hat, macht, wenn es zum Bußgeld kommt, eine Menge aus. Denn verbotswidrige Handynutzung zieht in der Regel ein Fahrverbot nach sich. Nicht eingehaltener Sicherheitsabstand kostet laut Bußgeldkatalog mindestens 35 Euro.

Bei einem Unfall fällt der Verdacht zunächst immer auf den Auffahrenden, da ein Anscheinsbeweis vorliegt. Anscheinsbeweis heißt hier, dass es so aussieht, als hätte der Auffahrende den korrekten Abstand gemäß § 4 StVO nicht eingehalten. Falls die Frage offenbleibt, wer der Schuldige ist, sucht die Polizei Antworten bei Zeugen.

Wer kommt für den Schaden auf?

Das Bußgeld nach dem Auffahren beim Vordermann ist klar - Doch wer kommt für den entstandenen Schaden auf?
Nach dem Auffahrunfall ist das Bußgeld klar – Doch wer kommt für den entstandenen Schaden auf?

In der Regel muss nach dem Auffahrunfall ein Bußgeld gezahlt werden. Aber die entstandenen Schäden können darüber hinaus auch Schadensersatzforderungen nach sich ziehen. Die Polizei klärt, wer für den Schaden verantwortlich ist. Derjenige, dem die Schuld zugesprochen wird bzw. dessen Versicherung kommt dann für den entstandenen Schaden des Unfallgegners auf.

Wenn sich herausstellt, dass beide Unfallparteien eine Ordnungswidrigkeit begangen haben und dadurch der Unfall entstand, trägt in der Regel jeder eine Teilschuld. Die Versicherungen der beiden Fahrer tragen dann zumeist nur den anteiligen Schaden des Unfallgegners – entsprechend der Schuldquote. Ein Kfz-Gutachter nimmt dabei häufig jedes Fahrzeug in Augenschein. Anhand des Unfallhergangs, des Polizeiberichts und des entstandenen Schadens kann er ggf. einschätzen, wer mehr Schuld am Unfall trägt. Der Schaden wird anschließend ins Verhältnis gesetzt – beispielsweise 70:30 zugunsten desjenigen, der weniger Schuld am Unfall trägt, beispielsweise der Vordermann.

Hier zahlt also beispielsweise die Versicherung des Vordermanns 70 Prozent des Schadens des Unfallgegners. Die des Hintermanns zahlt 30 Prozent des Schadens des anderen. Für den Rest der eigenen Schäden muss dann jeder für sich aufkommen.

Handelt es sich beim Auffahrunfall um einen B-Verstoß und hat der Betroffene sich nichts weiter zu schulden kommen lassen, geschieht in der Regel nichts weiter. Wenn jedoch der erste A-Verstoß, also ein schwerer Verstoß, zugrunde liegt, weil Sie bspw. den Auffahrunfall alkoholisiert verursacht haben, kann die Probezeit sich um vier Jahre verlängern und Sie müssen ein Aufbauseminar belegen. Sind Sie schon in der verlängerten Probezeit, droht eine Verwarnung. Handelt es sich bereits um den zweiten A-Verstoß in der verlängerten Probezeit, droht die Entziehung der Fahrerlaubnis.

Fahrschulfrage im Video: Was kann zu Auffahrunfällen führen?

Mögliche Gründe für Auffahrunfälle im Video erklärt.
Mögliche Gründe für Auffahrunfälle im Video erklärt.
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Über den Autor

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Sascha D.

Sascha ist aufgrund seines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Greifswald ein Experte auf seinem Gebiet. Seit 2017 unterstützt er die Redaktion von bussgeldrechner.org mit seinem profundem Hintergrundwissen. Dabei stellt er sicher, dass seine Artikel inhaltlich fundiert und präzise sind.

1 Kommentar

  1. Ingo

    24. Februar 2020 um 13:50

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich habe mit meinem Firmenwagen einen Auffahrunfall verursacht. Ich habe den Si herheitsabstand eingehalten und habe mich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten.
    Der Vordermann machte plötzlich eine Vollbremsung, da ein Hund über die Strasse lief. Ich habe das gar nicht so schnell mitbekommen und schon reichte mein Bremsweg nicht mehr aus und es kam zum Unfall.
    Mein Firmenwagen ist Vollkasko versichert mit 1500,-€ SB. Diese SB würde aber mein Arbeitgeber übernehmen, es sei denn ich hätte fahrlässig, grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt.
    Sogar bei einer einfachen Fahrlässigkeit, kann es sein dass ich einen Teil der SB übernehmen muss.
    Ich würde gern wissen ob der beschriebene Unfall überhaupt unter den Begriff Fahrlässigkeit fällt.
    Wenn ja wäre ja jeder Unfall, den ich verursache, fahrlässig und die Firma würde nie die SB übernehmen.

    Vielleicht kann mir ja hier Jemand weiterhelfen?

    Mit freundlichem Gruß
    Ingo

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