Unfall mit Versicherungsbetrug: Was sind die Konsequenzen?

Von Sascha D.

Letzte Aktualisierung am: 5. Oktober 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wie Versicherungen bei Verkehrsunfällen hinters Licht geführt werden

Wer bei einem Unfall Versicherungsbetrug begeht, macht sich strafbar.
Wer bei einem Unfall Versicherungsbetrug begeht, macht sich strafbar.

Jedes Kraftfahrzeug, das im öffentlichen Straßenverkehr zugelassen ist, muss über eine Haftpflichtversicherung verfügen. Sollte es zu einem Unfall kommen, übernimmt diese die Kosten für Schäden, die einer dritten Person dabei entstanden sind.

Um sich selbst zu bereichern, führen einige Kraftfahrer Verkehrsunfälle jedoch vorsätzlich herbei oder geben viel größere Beschädigungen als die in Wahrheit vorliegenden an. Eine solche Vorgehensweise wird als Versicherungs­betrug gewertet und erfüllt dementsprechend einen Straftatbestand.

Welche Tricks dabei besonders gängig sind, wie ein Unfall mit Versicherungsbetrug sanktioniert werden kann und woran Betroffene erkennen können, dass die Kfz-Versicherung an der Nase herumgeführt werden soll, erklären wir im vorliegenden Ratgeber.

FAQ: Unfall mit Versicherungsbetrug

Wann liegt nach einem Unfall Versicherungsbetrug vor?

Generell handelt es sich nach einem Unfall um Versicherungsbetrug, wenn der betroffene Fahrer seine Versicherung belügt, um sich selbst zu bereichern. Eine Auswahl der drei gängigsten Vorgehensweisen haben wir Ihnen hier zusammengefasst.

Welche Strafe droht, wenn bei einem Autounfall Versicherungsbetrug begangen wurde?

Wer bei einem Unfall Versicherungsbetrug begeht, leistet sich eine Straftat. Gemäß § 263 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs (StGB) kann diese mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Greift dieser Tatbestand nicht, kann ein Versicherungsmissbrauch dennoch nach § 265 StGB bestraft werden – mit Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe.

Wie können Sie bei einem Unfall erkennen, ob es sich um Versicherungsbetrug handelt?

Auf welche Warnsignale Sie achten sollten, um einen möglichen Unfall mit Versicherungsbetrug zu erkennen, erfahren Sie hier.

Was sind die gängigsten Tricks bei einem Unfall um Versicherungsbetrug?

Kraftfahrer, die falsche Angaben bei der Versicherung machen, um diese zu täuschen und sich so unverdientes Geld in die eigene Tasche zu schaufeln, begehen einen Versicherungsbetrug. Wurde ein Kfz in einen Unfall im Straßenverkehr verwickelt, kommen einige Tricks besonders oft zum Einsatz, um die Versicherung hinters Licht zu führen. Die gängigsten drei Vorgehensweisen haben wir hier für Sie zusammengefasst:

Auch bei vorsätzlich herbeigeführten Schäden handelt es sich um Versicherungsbetrug bei einem Unfall.
Auch bei vorsätzlich herbeigeführten Schäden handelt es sich um Versicherungs­betrug bei einem Unfall.
  1. Es wird ein viel höherer Schaden gemeldet: Sehr beliebt ist beispielsweise die Meldung eines viel größeren Schadens nach einem Unfall. Durch den Versicherungsbetrug möchten die Täter hierbei den überschüssigen Betrag selbst einkassieren und reichen daher z. B. ein falsches Kfz-Gutachten ein.
  2. Es handelt sich um einen vorsätzlich herbeigeführten Schaden: Manche Kraftfahrer lauern beispielsweise an Straßenecken, die für Unfälle prädestiniert sind, und lassen sich dort absichtlich in einen Crash verwickeln. Da sie im Anschluss bei der Versicherung behaupten, sie träfe keine Schuld, handelt es sich auch in diesem Szenario um einen Unfall mit Versicherungsbetrug.
  3. Es gibt in Wirklichkeit gar keinen Schaden: Vor allem in Zeiten von Bildbearbeitungsprogrammen, wie z. B. Photoshop, werden einige Autofahrer sehr kreativ und melden der Versicherungsgesellschaft einen Verkehrsunfall, der nie stattgefunden hat. Durch gefälschte Gutachten und bearbeitete Fotos des Schadens belegen sie ihre Aussagen und täuschen so die Versicherung.

Versicherungsbetrug bei einem Autounfall: Welche Strafe ist denkbar?

Ein Unfall mit Versicherungsbetrug ist längst kein Kavaliersdelikt mehr. Es liegt in einem solchen Fall schließlich keine Ordnungswidrigkeit mehr vor, sondern eine Straftat. Wer die Versicherung belügt, um sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen, muss sich gemäß § 263 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs (StGB) auf die folgende Strafe gefasst machen:

Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß [sic] er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Selbst wenn der betroffene Fahrer lediglich versucht hat, nach einem Unfall Versicherungsbetrug zu begehen, kann er strafrechtlich dafür belangt werden. Das Strafmaß kann weiterhin noch höher ausfallen, wenn es sich beispielsweise um einen gewerblichen Betrug handelt. In einer solchen Situation steht eine Freiheitsstrafe zwischen zehn Monaten und sechs Jahren im Raum.

Werden Sie bei einem Unfall mit Versicherungsbetrug erwischt, droht eine hohe Strafe.
Werden Sie bei einem Unfall mit Versicherungsbetrug erwischt, droht eine hohe Strafe.

Außerdem von Bedeutung ist, ob ein fingierter Unfall mit Versicherungsbetrug vorliegt. Sollten die Betroffenen das Schadensereignis vorsätzlich herbeigeführt haben, können Sie neben dem eigentlichen Betrug zusätzlich für einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr bzw. eine Straßenverkehrsgefährdung bestraft werden. Für beide Tatbestände droht in einem solchen Fall eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor.

Je nachdem, welche Umstände bei einem Unfall mit Versicherungsbetrug vorlagen und wie schwer die Täuschung war, kann die Strafe also höher oder geringer ausfallen. Dabei kommt es stets auf den Einzelfall an.

Versicherungsbetrug bei einem Unfall: Mögliche Warnsignale

Es existieren diverse Warnsignale, die darauf hindeuten können, dass bei einem Unfall ein Versicherungsbetrug stattfinden soll. Unter anderem sollten Sie bei den folgenden Punkten hellhörig werden:

  • Der Unfallgegner ist die Ruhe selbst. Es scheint ihn gar nicht zu stören, dass Sie sein Fahrzeug gerade beschädigt haben.
  • Wie aus heiterem Himmel erscheinen Zeugen auf der Bildfläche und sind der Meinung, Sie würde die alleinige Schuld am Zusammenstoß treffen.
  • Unter dem Vorwand, die Unfallstelle absichern zu wollen, beseitigt der Unfallgegner heimlich Spuren.

Sobald Ihnen der Verdacht kommt, dass es sich um einen Unfall mit geplantem Versicherungsbetrug handelt, können Sie sich entweder direkt an die Polizei wenden oder das Ganze zunächst einmal bei Ihrer Versicherung ansprechen. Versicherungsanbieter merken in der Regel relativ schnell, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und gehen der Sache anschließend auf den Grund.

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Über den Autor

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Sascha D.

Sascha ist aufgrund seines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Greifswald ein Experte auf seinem Gebiet. Seit 2017 unterstützt er die Redaktion von bussgeldrechner.org mit seinem profundem Hintergrundwissen. Dabei stellt er sicher, dass seine Artikel inhaltlich fundiert und präzise sind.

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