Spielstraße: Gegen die Regeln im verkehrsberuhigten Bereich verstoßen?
Letzte Aktualisierung am: 2. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
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Bußgeldtabelle: Geschwindigkeitsüberschreitung in der Spielstraße
Bußgeldrechner und Bußgeldkatalog bei Verstößen im verkehrsberuhigten Bereich
In Deutschland gibt es diverse verschiedene Verkehrsbereiche, die sich bezüglich der geltenden Verkehrsregeln grundlegend unterscheiden. Außerorts liegt die Differenzierung hauptsächlich in der Trennung von Landstraße und Autobahn. Innerhalb geschlossener Ortschaften gibt es hingegen viele Unterschiede.
Grundsätzlich liegt innerorts die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei 50 km/h, es gibt jedoch auch Bereiche in denen andere Geschwindigkeiten – zum Beispiel 30 oder 70 km/h – festgelegt sind. Zudem gibt es die 30er-Zone und den sogenannten verkehrsberuhigten Bereich, der im Volksmund häufig als „Spielstraße“ bezeichnet wird. Welche Verkehrsregeln in dieser speziellen Zone gelten und welche Idee hinter dem Konzept steckt, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Spielstraße
In der Spielstraße ist Schrittgeschwindigkeit vorgegeben. Dies gilt wohlgemerkt für alle Fahrzeuge, einschließlich Fahrräder.
Hier gilt die allgemeine Vorfahrtsregel „rechts vor links“. Zu beachten ist allerdings, dass Fahrzeuge beim Herausfahren aus der Spielstraße in der Regel wartepflichtig sind, selbst wenn sie von rechts kommen.
Die Sanktionen für eine Geschwindigkeitsüberschreitung in einer Spielstraße finden Sie in unserer Bußgeldtabelle.
Video: Alles zum Verkehrszeichen 325.1
Welche Verkehrsregeln gelten in der Spielstraße?
Das generelle Konzept der Spielstraße ähnelt dem der 30er-Zone. Das größte Anliegen ist es, die Straßen für Fußgänger – und im Falle der Spielstraße vor allem für Kinder – sicherer zu machen. Dabei wird vor allem, aber nicht nur auf die Herabsenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zurückgegriffen. In beiden Fällen handelt es sich um abgegrenzte Flächen, in denen die entsprechenden Verkehrsregeln gelten – im Gegensatz zu Geschwindigkeitsbegrenzungen, die nur auf bestimmten Straßenabschnitten gelten und beim Überqueren der nächsten Kreuzung aufgehoben sind.
Laut StVO wird ein verkehrsberuhigter Bereich mit dem Verkehrszeichen 325 (s. Abbildung) eingeleitet. Wenn Sie an einem solchen Spielstraßenschild – auf dem spielende Kinder auf blauem Hintergrund zu sehen sind – vorbeifahren, gelten die für die Spielstraße in der StVO festgelegten Regelungen solange, bis Sie auf ein Schild mit durchgestrichener Spielstraße stoßen. Diese Verkehrszeichen grenzen die Spielstraße als Bereich vom umliegenden Straßenverkehr ab.
Dieselben Regeln wie für Autofahrer gelten auch für Radfahrer, die durch verkehrsberuhigte Bereiche fahren. LKW-Fahrer sollten nach Möglichkeit die Fahrt durch Spielstraßen vermeiden, da für sie die Rücksichtnahme auf spielende Kinder und Fußgänger fahrzeuggrößenbedingt eingeschränkt ist. Ein gesetzliches Fahrverbot für LKW gilt jedoch in Spielstraßen nicht automatisch.
Wenn spielende Kinder auf einem Schild abgebildet sind, bedeutet das nicht, dass es sich tatsächlich um eine Spielstraße handelt. Häufig errichten besorgte Eltern diese Schilder in Wohngebieten, um an die Rücksichtnahme der Autofahrer zu appellieren. Verkehrsrechtlich ist jedoch nur das offizielle Verkehrsschild für die Spielstraße verbindlich.
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Verkehrsberuhigter Bereich: Welche Geschwindigkeit ist vorgeschrieben?
In der Spielstraße ist laut Straßenverkehrsordnung (StVO) Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben. Allerdings ist dort kein exakter Richtwert dafür angegeben, von wie viel km/h bei Schrittgeschwindigkeit ausgegangen werden. In einem Urteil des Oberlandesgerichts Brandenburg von 2005 wurde entschieden, dass bei vorgegebener Schrittgeschwindigkeit höchstens 7 km/h gefahren werden dürfen.
Es ist empfehlenswert diesen Wert als Maß zu sehen, die Rechtslage ist an dieser Stelle jedoch etwas undurchsichtig. Per Definition heißt es, dass Autos nur so schnell fahren dürfen, wie Fußgänger laufen. Da das individuelle Lauftempo aber von Fußgänger zu Fußgänger variiert, ist diese Vorgabe schwer einzuschätzen.
Neben dem Verkehrsberuhigten Bereich gibt es auch den sogenannten „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“, der in Einkaufsstraßen Verwendung findet. Dort gilt je nach Beschilderung eine Höchstgeschwindigkeit von 20 oder 30 km/h.
Wer hat in der Spielstraße Vorfahrt?
Die Geschwindigkeitsregeln für den verkehrsberuhigten Bereich kennen die meisten Autofahrer, schwieriger wird es allerdings bei der Frage nach den Vorfahrtsregeln in der Spielstraße. Wird der Verkehr durch Zeichen und Schilder geleitet? Oder hat derjenige, der auf der breiteren Straße fährt, automatisch Vorfahrt?
Tatsächlich gilt bezüglich der Vorfahrt in der Spielstraße schlichtweg die „rechts vor links“-Regelung. Wer den verkehrsberuhigten Bereich verlässt, muss beim Einfahren in die angrenzende Straße – ähnlich wie bei einem abgesenkten Bordstein – in der Regel anderen Autos die Vorfahrt gewähren. Wer aus einem verkehrsberuhigten Bereich herausfährt und dabei andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, muss mit einem Verwarngeld in Höhe von 30 Euro – bei der Verursachung eines dadurch entstandenen Unfalls sogar von 35 Euro – rechnen.
In Spielstraßen ist grundsätzlich das Überholen anderer Autos verboten. Der Sinn des verkehrsberuhigten Bereichs liegt darin, dass Kinder überall ungefährdet spielen können. Wer andere Fahrer überholt, kann die Situation nicht im notwendigen Maße überblicken und übersieht im Zweifelsfall spielende Kinder, rollende Bälle oder sonstige Gefahrensituationen.
Wo ist das Parken in der Spielstraße erlaubt?
Um den Verkehr zu beruhigen ist es in Spielstraßen üblich, die Fahrbahn durch angepflanzte Bäume und Sträucher, Schwellen zur Geschwindigkeitsbegrenzung oder ähnliche Baumaßnahmen zu bestücken. Durch die verengten Straßenverhältnisse werden Autofahrer gezwungen, langsamer zu fahren. Dadurch ergibt sich folglich jedoch ein Mangel an Parkflächen.
Um ein Verstopfen der Straßen durch parkende Autos zu vermeiden, gibt es daher markierte Flächen, innerhalb derer das Parken erlaubt ist, ohne dass dadurch der Verkehrsfluss beeinträchtigt wird. Dabei ist es egal, ob Sie ein Anwohner des Wohngebiets sind oder nicht. Spezielle Anwohnerparkplätze gibt es in Spielstraßen in der Regel nicht.
Wer außerhalb der gekennzeichneten Flächen parkt, muss von einem Verwarngeld in Höhe von 10 Euro ausgehen. Stellt das geparkte Auto dabei eine aktive Behinderung des Verkehrs dar, werden 15 Euro fällig. Bei einer Parkdauer von mehr als drei Stunden liegen die entsprechenden Verwarngelder sogar bei 20 bzw. 30 Euro.
Welche Strafe droht für die Missachtung der StVO für die Spielstraße?
Ein verkehrsberuhigter Bereich ist laut StVO eine Zone, in der Fußgänger ein generelles Vorrecht vor Auto- und Fahrradfahrern haben. Wer durch einen solchen Bereich fährt, muss sich an die geltenden Richtlinien halten, ansonsten kann es teuer und ungemütlich werden. Auch auf Fußgänger, die den Verkehr unnötig behindern, kommt ein Verwarngeld zu. Allerdings werden hier lediglich fünf Euro fällig.
Neben den spezifischen Sanktionen für Verstöße gegen Überhol-, Park- oder Vorfahrtsrichtlinien, gibt es im Bußgeldkatalog vor allem für Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Spielstraße Verwarn- und Bußgelder sowie Punkte in Flensburg und Fahrverbote. Dadurch soll die Sicherheit von Fußgängern – und vor allem von Kindern – gewährleistet werden.
Auch wenn Sie den Richtlinien zufolge mit Schrittgeschwindigkeit durch verkehrsberuhigte Bereiche fahren, sollten Sie jederzeit aufmerksam und vorsichtig sein. Kinder kennen das Verkehrsrecht nicht und unterschätzen die Gefahr, die von heranschnellenden Autos ausgehen kann. Seien Sie also rücksichtsvoll, um die Kinder nicht zu gefährden.
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