Können Sie die MPU im Ausland machen?
Letzte Aktualisierung am: 24. September 2024
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Gibt es die MPU auch im Ausland?
Ordnungswidrigkeiten sind im Straßenverkehr Alltag. Hier wird eine rote Ampel überfahren, dort die Geschwindigkeit über- oder der Sicherheitsabstand unterschritten. Auch die gesetzlich verankerte Promillegrenze ist für einige Autofahrer offenbar nur eine Empfehlung.
Wer die Regeln des Verkehrsrechts zu häufig bricht, läuft Gefahr, dass alsbald seine Fahreignung auf dem Prüfstand steht. Nach dem Fahrerlaubnisentzug folgt stets eine Sperrfrist und bei manchen zudem noch die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). Letztere schüchtert viele Kraftfahrer ein – problematisch wird es, wenn diese trotz mehrmaliger Versuche einfach nicht bestanden wird.
Im folgenden Ratgeber gehen wir daher der Frage auf den Grund, ob eine MPU im Ausland möglich ist und ob es noch weitere Wege gibt, die MPU zu umgehen und so die Fahrerlaubnis wiederzuerlangen.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Die MPU im Ausland machen
Eine MPU, die Sie im Ausland machen, ist in Deutschland nicht gültig. Es steht Ihnen natürlich frei, eine MPU im Ausland zu erwerben, aber Ihren Führerschein erhalten Sie in Deutschland davon nicht zurück.
Es gibt Anbieter im Ausland, bei denen die MPU nicht im vierstelligen Bereich liegt, wie es in Deutschland der Fall sein kann. Doch eine deutsche Fahrerlaubnisbehörde muss die MPU ausstellen, da sie ansonsten nicht gültig ist. Somit entsteht kein Kostenersparnis, wenn Sie eine MPU im Ausland erwerben.
Grundsätzlich sind Führerscheine aus EU-Ländern in Deutschland gültig. Da es in vergangener Zeit jedoch zum sogenannten Führerscheintourismus kam, legte der Europäische Gerichtshof (EuGH) fest, dass der Führerschein nur gültig ist, wenn Sie diesen nicht innerhalb der in Deutschland gültigen Sperrfrist erworben haben.
Wann wird in Deutschland eine MPU angeordnet?
Alkohol, Drogen, Punkte, Straftat: Das sind die häufigsten Gründe für eine MPU in Deutschland. Wer berauscht oder betrunken mit einem Fahrzeug fährt, ist unter Umständen nicht zum Führen eines Kfz geeignet.
Das gilt besonders dann, wenn eine Suchtproblematik ursächlich ist. Auch wer acht oder mehr Punkte auf dem Flensburger Konto ansammelt, nährt Zweifel an seiner Fahreignung. Gleiches kann für Verkehrsstraftaten gelten.
Der häufigste Grund, warum eine MPU angeordnet wird, bleibt allerdings die Alkoholfahrt. Wer mehrfach oder mit sehr hohem Promillewert erwischt wird, muss mit der ungeliebten Untersuchung rechnen. Unumgänglich ist Sie ab einem Wert von 1,6 Promille, in einigen Bundesländern wird sie aber schon ab 1,1 Promille verordnet. Kam es zu einem Unfall, können aber auch schon 0,3 Promille ausreichen.
Um die MPU kreisen viele Mythen und Gerüchte: Sie ist teuer, niemand besteht sie beim ersten Mal, die Gutachter lassen die Teilnehmer absichtlich durchfallen und sie ist letztlich reine Schikane, an der sich einige wenige eine goldene Nase verdienen.
Wird eine ausländische MPU von den deutschen Behörden akzeptiert?
Angesichts des schlechten Rufs der deutschen MPU fragen sich viele Kraftfahrer, ob es auch möglich ist, die MPU im Ausland, z. B. im Urlaub in Tschechien oder Polen, zu absolvieren.
Ziel ist es, aufgrund eines geringeren Lohnniveaus vielleicht ein Schnäppchen zu machen.
Außerdem gelten die Behörden und Institutionen im Ausland als weniger streng.
Und tatsächlich: Es gibt eine der MPU ähnliche Untersuchung auch in unseren Nachbarländern. Bekannt ist die MPU in Tschechien. In Österreich gibt es die Verkehrspsychologische Untersuchung und selbst Frankreich lässt die Fahreignung mit einem verkehrsmedizinischen Gutachten überprüfen. Scheinbar gibt es in Europa die Möglichkeit, die MPU auch im Ausland zu absolvieren, aber wie sieht es denn in Sachen Anerkennung für den deutschen Führerschein aus? Ist eine ausländische MPU in Deutschland überhaupt gültig?
Grundsätzlich gilt, dass die MPU eine deutsche Institution ist. Nur Organisationen bzw. Träger, welche von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zugelassen worden sind, dürfen die Untersuchung durchführen. Gegenwärtig gibt es aber nur deutsche Anbieter. Entsprechend kann im Ausland keine in Deutschland gültige MPU durchgeführt werden.
Letztlich ist dies auch sinnvoll, denn eine MPU im Ausland könnte die Qualität der Untersuchung schwerwiegend gefährden. Daher müssen Betroffene, nachdem sie sich für eine sogenannte Begutachtungsstelle für Fahreignung (BfF) entschieden haben, der Fahrerlaubnisbehörde mitteilen, wo sie die MPU absolvieren wollen.
Anschließend nimmt die Behörde Kontakt zur BfF auf, klärt die Fragestellung bezüglich Ihrer Fahreignung ab und übermittelt die Führerscheinakte, welche die Grundlage der MPU ist. Im Ausland ist der Ablauf völlig anders. Legen Sie der Führerscheinstelle also ein Gutachten aus einem anderen Land vor, wird dieses rechtmäßig abgelehnt. Auf diesem Weg können Sie die MPU nicht umgehen und so erhalten Sie auch Ihre Fahrerlaubnis nicht zurück.
Den Führerschein statt der MPU im Ausland machen
Statt die MPU im Ausland zu machen, gibt es im Internet auch Fahrschulen, bei denen Deutsche einen EU-Führerschein im Ausland erwerben können. Auf diese Weise soll es möglich sein, die deutsche MPU zu umgehen. Grundsätzlich sind diese Aussagen auch korrekt, denn Deutschland muss den Führerschein aus dem EU-Ausland akzeptieren.
Um den Führerscheintourismus einzudämmen, hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) allerdings beschlossen, dass eine Anerkennung der ausländischen MPU in Deutschland nur möglich ist, wenn die betroffene Person mindestens ein halbes Jahr im entsprechenden Land ihren Wohnsitz hatte und die Sperrfrist für den Führerschein in Deutschland abgelaufen ist.
Warten statt MPU im Ausland
Wer wieder die Fahrerlaubnis haben und Auto fahren möchte, aber die MPU nicht schafft, hat auch die Möglichkeit, auf die Tilgung der MPU-Anordnung zu warten. Notwendig ist aber ein großes Maß an Geduld und Durchhaltvermögen. Erst nach 15 Jahren kann dann der Führerschein ohne MPU zurückerhalten werden.
Mein Bekannter hat ein EU-Führerschein, der in Deutschland entzogen wurde. Der Sperrfrist ist am 12.06.2017 abgelaufen. Er wohnt nicht in Deutschland. Wie kann er wieder in Deutschland ohne MPU fahren?