Gefahrenbremsung: Im Ernstfall schnell reagieren
Letzte Aktualisierung am: 18. Juni 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Die Gefahrenbremsung mit dem Auto will gelernt sein!
Um später sicher am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen zu können, müssen Fahrschüler im Zuge der Ausbildung in der Fahrschule allerhand lernen. Neben den geltenden Verkehrsregeln und der Bedeutung der zahlreichen Verkehrszeichen gehören zum Lernstoff auch Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Gefahrenbremsung, die eine Kollision verhindern kann oder zumindest dazu beiträgt, die Krafteinwirkung bei einem Aufprall zu verringern.
Doch was ist dabei zu beachten? Muss bei einer Gefahrenbremsung die Kupplung mitgetreten werden? Lässt sich mit einer Faustformel für die Gefahrenbremsung der Anhalteweg berechnen? Welche Faktoren beeinflussen die Notbremsung? Steht die Gefahrenbremsung in der Fahrschule sowohl in Theorie als auch in Praxis auf dem Lehrplan? Und kann diese ggf. sogar Teil der praktischen Prüfung sein? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Gefahrenbremsung
Um ein Auto möglichst schnell zum Stillstand zu bringen, muss der Fahrer die Bremse schnell bis zum Anschlag durchtreten. Damit der Motor nicht abwürgt, ist zudem gleichzeitig die Kupplung zu betätigen. Worauf es bei einer Gefahrenbremsung mit dem Motorrad ankommt, lesen Sie hier.
Der Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung ergibt sich aus dem Reaktionsweg und dem Bremsweg. Wie sich dieser mithilfe einer Faustformel berechnen lässt, erfahren Sie hier.
Um ein Gefühl für das Fahrzeug und die bei einer Notbremsung wirkenden Kräfte zu entwickeln, ist keine hohe Geschwindigkeit notwendig. So reicht es bereits aus, wenn Sie mit Tempo 30 bzw. 50 unterwegs sind. Stellen Sie bei einer solchen Übung unbedingt sicher, dass Sie keine anderen Verkehrsteilnehmer gefährden.
In der Regel wird die Durchführung einer Gefahrenbremsung in der Prüfung nicht gefordert. Droht allerdings ein Unfall, ist eine Vollbremsung selbstverständlich anzuwenden.
Gut zu wissen: Die Gefahrenbremsung im Video
Notbremsung mit dem Auto: Darauf kommt es an!
Bei einer Gefahren-, Not- oder Vollbremsung geht es darum, die maximale Verzögerung zu erreichen. Hierbei handelt es sich um die negative Beschleunigung, die angibt, wie stark ein Fahrzeug abbremst. Ziel dieses Manövers ist es demnach, mit einem Gefährt möglichst schnell – also mit einem kurzen Bremsweg – zum Stillstand zu gelangen und dadurch im Idealfall eine Kollision zu verhindern bzw. zumindest die Kraft beim Aufprall zu reduzieren. Damit dies im Ernstfall auch tatsächlich klappt, wird das Manöver in der Fahrschule im Zuge der Fahrstunden geübt.
Wie gut die Notbremsung funktioniert, hängt dabei vor allem von folgenden vier Faktoren ab:
- Bremsdruck
- Reifen
- Untergrund
- Reaktionszeit
Durch den Bremsdruck lässt sich beeinflussen, wie stark die Beläge in die Bremsscheiben greifen. Bei einer Gefahrenbremsung muss der Fahrzeugführer daher das Bremspedal möglichst schnell und mit aller Krafft durchtreten. Denn wird die Bremse zu zaghaft betätigt, verlängert dies den Bremsweg. Darüber hinaus ist es ratsam gemeinsam mit dem Bremspedal auch die Kupplung zu betätigen, um ein Abwürgen des Motors zu verhindern.
Um die Bremskraft auf die Straße zu übertragen, ist die Beschaffenheit der Reifen von großer Bedeutung, denn ein optimaler Bodenkontakt ist nur bei einer ausreichenden Profiltiefe und dem richtigen Luftdruck gewährleistet. Darüber hinaus spielt auch der Untergrund eine wichtige Rolle, denn Wasser und Eis können die Haftung verringern und somit den Bremsweg verlängern.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Reaktionszeit, die angibt, wie lange es dauert, bis der Fahrzeugführer auf eine Gefahrensituation reagiert. Im Durchschnitt vergeht von der Gefahrenwahrnehmung bis zum Durchtreten des Bremspedals rund eine Sekunde, in der das Fahrzeug noch mit voller Geschwindigkeit unterwegs ist.
Mit dem Motorrad eine Gefahrenbremsung durchführen
Motorräder verfügen grundsätzlich über zwei unabhängige Bremsen, wobei eine auf das Vorder- und die andere auf das Hinterrad einwirkt. Bei einer Gefahrenbremsung mit dem Kraftrad ist der gezielte Einsatz beider Bremsen wichtig. Damit dies optimal gelingt, muss der Motorradfahrer seine Maschine kennen.
So führt zum Beispiel die Gewichtsverlagerung beim Bremsen, dass sich mit der Vorderradbremse eine hohe Bremsenergie erzeugen lässt. Gleichzeitig gilt es aber auch sicherzustellen, dass sich das Hinterrad des Motorrads nicht durch eine zu abrupte Bremsung vorne vom Boden löst und schlimmstenfalls ein Überschlag droht. Daher sollte beim Kraftrad der Bremsdruck schnell und kontinuierlich aufgebaut werden.
Darüber hinaus spielt beim Motorradfahren die Körperhaltung bei der Gefahrenbremsung eine wichtige Rolle, denn bei diesem Manöver wirken enorme Kräfte. Aus diesem Grund sollte im Körper Spannung aufgebaut werden. Drücken Sie dazu die Knie an den Tank und richten Sie Ihren Oberkörper möglichst aufrecht aus. Zudem sollten Sie sich nicht mit dem vollen Gewicht auf den Lenker abstützen, denn dadurch besteht die Gefahr, dass Sie das Gefühl fürs Vorderrad verlieren.
Wer einen Motorradführerschein erwerben will, muss in der Fahrschule die Gefahrenbremsung üben, denn das Abbremsen mit höchstmöglicher Verzögerung gehört bei den Klassen A1, A2 und A zu den obligatorischen Grundfahraufgaben. Die Prüflinge müssen dabei Tempo 50 eine Notbremsung vornehmen, ohne dass dabei das Kraftrad wesentlich von der Fahrlinie abweicht.
Berechnung zur Gefahrenbremsung: Formel für den Anhalteweg
Neben der praktischen Durchführung der Gefahrenbremsung ermöglicht eine Rechnung auch eine theoretische Herangehensweise. Mit dieser lässt sich der Anhalteweg ermitteln, also welche Strecke das Fahrzeug von der Wahrnehmung der Gefahrensituation bis zum Stillstand zurücklegt. Allerdings handelt es sich bei der Berechnung zur Gefahrenbremsung um eine Faustformel, denn grundsätzlich reagiert jeder Fahrer und jedes Fahrzeug unterschiedlich. Darüber hinaus müssen für konkrete Angaben auch die äußeren Umstände berücksichtig werden.
Der Berechnung des Anhaltewegs liegt folgende Formel zugrunde:
Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg
Bevor wir allerdings den Anhalteweg ermitteln können, müssen die beiden Bestandteile der Formel vorliegen. Der Reaktionsweg gibt dabei die Strecke an, die vom Erkennen einer Gefahr bis zur Betätigung der Bremse zurückgelegt wird. Die Berechnung ist wie folgt möglich:
Reaktionsweg = (Geschwindigkeit / 10) x 3
Als Bremsweg wird die Strecke bezeichnet, die ein Fahrzeug bis zum Stillstand zurücklegt, sobald der Fahrer das Bremspedal betätigt. Bei einer Gefahrenbremsung wird die Distanz mit dieser Formel berechnet:
Bremsweg bei Gefahrenbremsung = [(Geschwindigkeit / 10) x (Geschwindigkeit / 10)] / 2
Da die verschiedenen Formeln auf den ersten Blick etwas verwirrend erscheinen können, wollen wir die Berechnung an einem Beispiel verdeutlichen. Dabei gehen wir davon aus, dass das Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h unterwegs ist. Daraus ergibt sich:
- Reaktionsweg = (50 km/h / 10) x 3 = 15 m
- Bremsweg bei Gefahrenbremsung = [(50 km/h / 10) x (50 km/h / 10)] / 2 = 12,5 m
- Anhalteweg = 15 m + 12,5 m = 27,5 m
Wie unsere Berechnung mithilfe der Faustformel zeigt, kann ein Fahrzeug mit Tempo 50 bei einer Gefahrenbremsung nach 27,5 m zum Stillstand kommen.
Wichtig! Neuere Autos verfügen mittlerweile über bessere Bremsen, sodass diese bei einer Notbremsung mitunter schneller zum Stehen kommen. Der Reaktionsweg bleibt vom technischen Fortschritt – mit Ausnahme von Notbremsassistenten – allerdings unberührt und kann je nach Fahrer auch deutlich länger ausfallen.
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