Ganzjahresreifen: Welche Vor- und Nachteile zeichnen diese Reifen aus?
Letzte Aktualisierung am: 11. Juni 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
FAQ: Ganzjahresreifen
Ganzjahresreifen kombinieren verschiedene Eigenschaften von Winter- und Sommerreifen miteinander. Dies gilt insbesondere für die Materialzusammensetzung und das Profil. Allerdings handelt es sich dabei um einen Kompromiss, der nicht vollwertig mit den saisonalen Reifen mithalten kann.
Prinzipiell ist die Verwendung von Ganzjahresreifen in Deutschland gestattet. Allerdings müssen diese ab den 30. September 2024 gemäß der Winterreifenpflicht ein sogenanntes Alpine-Symbol aufweisen. Für Ganzjahresreifen ohne dieses Symbol gelten Übergangsregelungen, zu denen Sie hier mehr erfahren.
Gerade im Stadtverkehr und auf kurzen Strecken können Ganzjahresreifen sinnvoll sein. In Regionen mit starken Tempertaturunterschieden oder für Vielfahrer Raten Experten hingegen üblicherweise zwei Mal im Jahr zum Reifenwechsel.
Inhaltsverzeichnis
Sind Ganzjahresreifen eine gute Alternative?
Wie schnell und sicher ein Fahrzeug im Ernstfall zum Stehen kommt, hängt maßgeblich von den Reifen ab. Denn schließlich bilden diese die direkte Verbindung zur Fahrbahn. Wie gut der Grip ist, bestimmt sich insbesondere durch das Material und das Reifenprofil, weshalb dieses bei Winter- und Sommerreifen an die saisonalen Besonderheiten angepasst sind. Wer sich allerdings den Reifenwechseln zweimal im Jahr ersparen möchte, kann sich auch für sogenannte Ganzjahresreifen entscheiden.
Diese gelten gemeinhin als Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen, weil sie die Eigenschaften der beiden Reifenarten kombinieren. Dies hat allerdings zur Folge, dass Autofahrer ggf. ein paar Abstriche machen müssen und nicht immer von den idealen Merkmalen der spezialisierten Reifen profitieren können. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich vor dem Kauf von Ganzjahresreifen mit den Pro- und Contra-Argumenten vertraut zu machen und die individuellen Anforderungen zu analysieren.
Übrigens! Woran lassen sich Ganzjahresreifen erkennen?
Da es für Ganzjahresreifen keine einheitliche Kennzeichnung gibt, ist es in der Regel notwendig, sich das Reifenprofil genauer anzusehen. Dieses weist typischerweise eine mittlere Profillinie und Lamellen auf.
Reicht ein Reifensatz für das Jahr? Pro- und Contra-Argumente
Ein wichtiges Argument für die Ganzjahresreifen sind die Kosten. So schlägt der Reifenwechsel ohne Auswuchten zweimal im Jahr mindestens mit Ausgaben zwischen 20 und 40 Euro zu Buche. Ist ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS) im Fahrzeug verbaut, können sich die Kosten auf 140 bis 250 Euro belaufen. Lassen Sie den zweiten Satz Reifen bei einer Werkstatt einlagern, belastet dies ebenfalls das Bankkonto. Denn dieser Service wird Ihnen üblicherweise mit 30 bis 50 Euro in Rechnung gestellt. Nicht zuletzt gilt es auch die Anschaffungskosten von separaten Winter- und Sommerreifen zu berücksichtigen. Abhängig von Hersteller und Fahrzeugmodell können Sie pro Reifensatz mehrere hundert Euro ausgeben.
Aber nicht nur Kosten lassen sich durch den Verzicht auf den Reifenwechsel reduzieren. Auch aufgrund der Zeitersparnis erachten viele Autofahrer Ganzjahresreifen als sinnvoll. So müssen sie sich nicht wie zahlreiche andere Fahrzeugbesitzer um Ostern und im Oktober um Termine in der Werkstatt bemühen und ihr Fahrzeug dafür bei dieser abgeben.
Allerdings haben Ganzjahresreifen auch Nachteile. So sind die Materialmischung und das Reifenprofil nicht optimal auf die verschiedenen Witterungsbedingungen abgestimmt. Dies hat zur Folge, dass Ganzjahresreifen im Winter einen längeren Bremsweg haben als spezialisierte Winterreifen. Darüber hinaus ist das Fahr- und Kurvenverhalten bei Eis und Schnee nicht optimal.
Im Sommer setzen hohe Temperaturen den Ganzjahresreifen zu. Die Lebensdauer kann daher durch einen höheren Abrieb kürzer ausfallen als bei Sommerreifen. Gleichzeitig verlängert sich der Bremsweg und auch ein höherer Kraftstoffverbrauch ist zu erwarten.
Für wen eigenen sich Ganzjahresreifen?
Generell lässt sich sagen, dass Ganzjahresreifen vor allem für Autofahrer sinnvoll sind, die vorrangig in schneearmen, flachen Gebieten unterwegs sind und dort hauptsächlich kürzere Strecken fahren. Wer hingegen regelmäßig in Gebirgsregionen unterwegs ist, lange Fahrtstrecken zurücklegt oder in Gegenden mit hohen Temperaturunterschieden fährt, sollte weiterhin auf Sommer- und Winterreifen setzen.
Welche Vorschriften müssen Ganzjahresreifen erfüllen?
Um eine sichere Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr zu gewährleisten, muss auch die Bereifung den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Die Vorschriften dazu ergeben sich insbesondere aus § 36 Straßenverkehrs-Zulassung-Ordnung (StVZO). In Abs. 3 dieses Paragraphen heißt es unter anderem:
Das Hauptprofil muss am ganzen Umfang eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm aufweisen.
Auch für Ganzjahresreifen ist eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm vorgeschrieben. Ein Verstoß gegen diese Vorschrift stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann gemäß Bußgeldkatalog ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro plus einen Punkt in Flensburg nach sich ziehen. Experten empfehlen übrigens bereits ab einer Profiltiefe von 3 bis 4 mm zum Austausch der Bereifung.
Wer seine Ganzjahresreifen auch künftig bei allen Witterungsbedingungen nutzen möchte, sollte beim Kauf zudem auf deren Kennzeichnung achten. Denn laut Winterreifenverordnung müssen diese ab dem 30. September 2024 über das Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) verfügen. Ist nur die M+S-Kennzeichnung vorhanden, dürfen Sie demnächst mit diesen Ganzjahresreifen bei Schnee nicht mehr unterwegs sein. Entsprechen die Reifen nicht den Vorgaben für winterliche Verhältnisse, droht dafür laut Bußgeldkatalog ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Allerdings sieht der Gesetzgeber für Reifen, die vor dem 31. Dezember 2017 hergestellt wurden, einen Bestandsschutz vor. Somit dürfen Sie bereits erworbene Reifen weiterhin nutzen.
Wichtig! Ereignet sich ein Unfall, werden Fahrzeuge mit Ganzjahresreifen von der Versicherung nicht schlechter gestellt als Fahrzeuge mit Sommer- bzw. Winterreifen. Solange die Bereifung den gesetzlichen Vorschriften entspricht, müssen Sie deswegen also keine Nachteile bei Schuldfrage und Schadensregulierung befürchten.
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