Wie funktionieren Radaranlagen und wo sind sie zu finden?
Letzte Aktualisierung am: 12. Juli 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen durch Blitzer
Nicht nur in Deutschland gehören Geschwindigkeitsverstöße zum Autofahreralltag. Denn ob auf dem Weg zur Arbeit, zu einem wichtigen Termin oder zum Arzt: Ständig stehen Fahrzeugführer unter Zeitdruck und möchten das Ziel der Fahrt möglichst schnell erreichen.
Nicht nur aus diesem Grund sondern auch aus Unachtsamkeit werden zulässige Höchstgeschwindigkeiten oft nicht beachtet oder Verkehrsschilder übersehen, die den Verkehr regeln sollen. In manchen Fällen endet diese Missachtung auch in teilweise schweren Verkehrsunfällen.
Laut Statistik ist die Geschwindigkeitsüberschreitung eine der häufigsten Unfallursachen. Deshalb ist es umso wichtiger, diese im Zuge der Verkehrsüberwachung zu kontrollieren und entsprechend durch die Polizei zu ahnden.
Dazu gibt es viele verschiedene Wege, die wohl bekannteste Art ist die Überwachung und Ahndung der Geschwindigkeitsverstöße durch sogenannte Starenkästen: die Verkehrsradaranlagen.
Aber welche verschiedenen Radaranlagen sind in Deutschland in Benutzung? Wie funktioniert ein Radargerät mit Radartechnik genau? Und welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch mobile bzw. stationäre Radaranlagen? Diese und weitere Fragen zum Radar soll der folgende Ratgeber klären.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Verkehrsradaranlagen
Wie Radaranlagen zur Verkehrsüberwachung funktionieren, erfahren Sie hier.
Durch Radaranlagen können Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr, wie beispielsweise Geschwindigkeitsüberschreitungen, aufgedeckt werden.
Es kann zu Messungenauigkeiten bei Radaranlagen kommen. Um diese Pauschal auszugleichen, erfolgt ein Toleranzabzug.
Weitere Infos zu Radaranlagen (inkl. Geräte)
- M5 Radar
- Mesta 208
- Multanova 6F
- Radarstrafen
- TRAFFIPAX Micro-Speed 09
- TRAFFIPAX Speedoguard
- TRAFFIPAX SpeedoPhot
Funktionsweise einer Radaranlage
Radar-Blitzer am Straßenrand kennt wohl jeder Autofahrer. Die grün-grauen Kästen mit den zwei Kreisen tauchen oft im Straßenverkehr auf und sind von Autofahrern ebenso gefürchtet wie von LKW- oder auch Motorradfahrern. Aber wie funktionieren Geräte mit Radartechnik eigentlich genau? Passiert ein Fahrzeug eine Radaranlage, so werden elektromagnetische Wellen von dieser ausgesandt und vom vorbeifahrenden Kfz reflektiert.
Durch die Reflexion werden die elektromagnetischen Signale verändert, sodass durch diese Änderung der Strahlung vom Radar die Geschwindigkeit des Fahrzeugs errechnet werden kann. Diese Wellenveränderung wird auch als „Doppler-Effekt“ bezeichnet und dient der Bestandsaufnahme der Geschwindigkeitsüberschreitung.
Welche Toleranz ist beim Blitzer durch Radar angemessen?
In der Regel ist bei Radaranlagen ein Toleranzbereich von 3 km/h bei weniger als 100 km/h, bei einer größeren Geschwindigkeit als 100 km/h eine Toleranz von 3 % vorgesehen. Diese werden zunächst vom Radar abgezogen.
Sollte dann immer noch eine Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit seitens des Fahrers vorliegen, wird eine Fotokamera ausgelöst, die eine Aufnahme des Kennzeichens von vorn und hinten sowie gleichzeitig vom Fahrer des Wagens macht.
So kann der Verkehrsverstoß eindeutig einer Person zugeordnet werden, der im Anschluss an die Messung durch das Radar der Bußgeldbescheid inklusive Angaben zum zu zahlenden Bußgeld, anfallenden Punkten in Flensburg oder einem abzuleistenden Fahrverbot zugestellt wird.
Funktionieren Radargeräte mit oder ohne Blitz?
Normalerweise wird bei Messungen durch Radaranlagen immer ein Fotoblitz ausgelöst, wenn eine Geschwindigkeitsüberschreitung durch ein vorbeifahrendes Fahrzeug erfolgt.
Radaranlagen, die ohne Blitz funktionieren, gibt es nicht. Allerdings gibt es Geschwindigkeitsmessgeräte ohne Radar, die mit einer Lasertechnik ausgestattet sind. Diese blitzen im Infrarotbereich, der für das menschliche Auge nahezu unsichtbar ist.
Aus diesem Grund bezeichnet man diese Anlagen auch als Geräte, die ohne sichtbaren Blitz auslösen. Besonders in der Dunkelheit oder in Tunneln ist diese Art der Messung vorteilhaft, da so Unfälle durch Schreckmomente vermieden werden können. Auch neue Radargeräte funktionieren in der Regel nur mit deutlich sichtbarem Lichtblitz.
Was sind stationäre und mobile Radargeräte?
Es gibt zwei Arten von Radaranlagen, die im deutschen Straßenverkehr auftauchen: stationäre und mobile Blitzer. Beide Arten von Geräten können zur Geschwindigkeitsmessung durch Radar verwendet werden.
Während stationäre Anlagen nicht versetzt werden können und immer an der gleichen Stelle Verkehrssünder aufspüren, können mobile Radaranlagen je nach Situation verwendet und zum Teil auch aufgestellt werden.
Besonders die Radargeräte der Polizei sind oft mobil, da sie überall dort messen können, wo sie eine temporäre Gefährdung sehen.
Kommunen verwenden in der Regel eher stationäre Anlagen, da diese kein Personal erfordern. Der Vorteil mobiler Radar-Blitzer ist, dass ortskundige Autofahrer sich auf diese nicht einstellen können. Plötzlich auftauchende Radar-Blitzer können sowohl durch Personen angewendet werden als auch auf Stativen oder aus Autos heraus innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit sein.
Können Sie privat ein Radargerät kaufen?
Ein Erwerb für Privatpersonen ist in der Regel nicht vorgesehen. Denn privaten Nutzern ist es nicht erlaubt, Blitzer aufzustellen und für Geschwindigkeitsmessungen auf öffentlichen Straßen zu nutzen.
Teilweise ist es jedoch privaten Firmen möglich, die Verkehrsüberwachung durch Blitzer zu übernehmen, wenn sie beispielsweise von einer Kommune dazu beauftragt wurden.
Generell liegt die Verkehrsüberwachung durch Radargeräte jedoch in staatlicher Hand, sodass ein privater Erwerb von Blitzern durch einen Radaranlagen-Hersteller zwar möglich ist, diese jedoch im öffentlichen Straßenverkehr keine Anwendung finden dürfen.
Radaranlagen in Österreich und der Schweiz
Anders als in Deutschland ist es in der Schweiz verboten, vor Blitzern (z. B. im Radio) zu warnen. Radaranlagen – oder auch Geschwindigkeitsmessgeräte ohne Radar – in der Schweiz sind deshalb noch gefürchteter als in Deutschland.
Neben bemannten und unbemannten Blitzern werden auch fahrende Wagen zur Überwachung der Geschwindigkeit verwendet. Auch in Österreich gibt es Radaranlagen, die ein Foto des beschuldigten Fahrers machen. Allerdings bilden diese nur das Heck eines Wagens ab, sodass der Fahrer durch das Gerät mit Radar nicht fotografiert wird.
Da in Österreich anders als in Deutschland die Halterhaftung gilt, können Bußgeldbescheide, die in Österreich aufgrund einer Geschwindigkeitsüberschreitung verschickt werden, in Deutschland nicht geltend gemacht werden. Denn in diesem Punkt sind österreichisches und deutsches Recht nicht miteinander vereinbar.
Lohnt sich beim Blitzer ein Einspruch?
Besonders Radaranlagen sind sehr anfällig für Messfehler. Das ist deshalb so, weil Blitzer immer in einem gewissen Winkel zur Fahrbahn aufgestellt werden müssen, um gültige Messergebnisse zu liefern.
Auch bei mehreren Reflexionsflächen oder Messungen im Fahrzeugpulk durch das Radar können Fehlmessungen auftreten, die eine eindeutige Zuordnung zum zu schnell fahrenden Fahrzeug nicht mehr möglich machen.
Sollte die Messung Ihres Fahrzeugs durch einen solchen Fehler vom Radar verfälscht worden sein und wird Ihnen trotzdem ein Bußgeldbescheid ausgestellt, so kann ein Einspruch erfolgreich verlaufen. Wollen Sie Einspruch erheben, können Sie dies auf eigene Faust tun.
Sie haben aber auch die Möglichkeit, einen Anwalt einzuschalten, der das für Sie tut. Dieser Anwalt kann Sie auch vor Gericht vertreten, sollte es zu einer erneuten Sichtung der Messergebnisse und genauen Umstände der Tat kommen.
Besonders dann, wenn Sie beruflich einen Führerschein benötigen und die Geschwindigkeitsüberschreitung ein Fahrverbot nach sich zieht, kann die Abwendung der Strafe durch den Hinweis auf eine Fehlmessung durch die Radargeräte sehr hilfreich für Sie sein.
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